Sonnenstein (Wikinger)
Der Sonnenstein (sólsteinn) diente den Wikinger auf ihren Seereisen als Navigationshilfe. Überlieferungen zufolge nutzten sie die Fähigkeiten des Steins auf ihren weiten Seereisen.
Das dreigeteilte Volk
Um das Jahr 1000 unserer Zeitrechnung konnten die seefahrenden Wikinger in nur etwa drei bis vier Wochen Nordamerika oder Grönland erreichen. Legenden zufolge sollten ihnen Sonnensteine als Navigationshilfen gedient haben. Jetzt konnten detaillierte Forschungen bestätigen, dass die Steine nicht nur eine Legende sind.
Ihre Seereisen waren von Zielstrebigkeit und Wagemut gekennzeichnet – ganz wie es dem Temperament des frühmittelalterlichen Volks entsprach. Sagas und Runeninschriften berichten einerseits vom sesshaften Teil der Wikinger, der sein Leben mit friedlichem Handel, mit Ackerbau und Viehzucht gestaltete. Ein anderer Teil sah im ufernahen Raub den erstrebenswerten Lebensinhalt und ein dritter schließlich verließ die heimatlichen Bindungen, um in der Ferne Ruhm, Abenteuer und Reichtum zu finden.
Die furchtlosen Seefahrer wurden zum Synonym für ihr ganzes Volk: Schließlich lässt sich das Wort Wikinger vom altnordischen Substantiv víkingr ableiten. Es bedeutet „Seekrieger, der sich auf langer Fahrt von der Heimat entfernt“
Sólsteinn – der Sonnenstein der Wikinger
Auf ihren Wegen über die Meere sollen den Seefahrern die sogenannten Sonnensteine beim Navigieren bei überwiegend bewölktem Himmel geholfen haben. Viele Jahrhunderte später testeten Forscher die Navigationsmethode der Wikinger, die mit den heutigen Navigationsmöglichkeiten aus dem Küstenpatent von AC Nautik keinesfalls mehr vergleichbar ist. Nichtsdestotrotz ergaben die Forschungen, dass die urtümliche Orientierungsmethode durchaus brauchbar ist.
Die Wikinger hatten schon vor mehr als tausend Jahren riesige Distanzen auf den Meeren zurückgelegt. So entdeckten sie lange vor Kolumbus den amerikanischen Kontinent. Der Kompass war noch nicht erfunden – und so nutzten die nordischen Seefahrer die Sonne. Der Überlieferung nach sollen sie bei bewölktem Himmel Sonnensteine benutzt haben, um den gerade aktuellen Sonnenstand und die Nordrichtung bestimmen zu können.
Die Brechung des Lichts
Schon Mitte der 1960er Jahre vermuteten dänische Archäologen, dass der Sonnenstein das Licht auf besondere und ganz bestimmte Weise bricht – Kalzite, Turmaline oder Cordieritkristalle erschienen ihnen am geeignetsten.
Die drei Steine benutzten nun Wissenschaftler der Budapester Eötvös-Universität zu nicht mehr und nicht weniger als 1080 Tests, in denen verschiedene Sonnenstände und Wetterbedingungen simuliert wurden. Als Ergebnis steht fest: Der Kalzit arbeitet präziser als die beiden anderen Kristalle. Besonders bei bewölktem Himmel und einem Sonnenstand von 35 und 40 Grad ist ein Kalzit als sólsteinn zuverlässig. Stand die Sonne im Zenit oder ging sie hinter dichten grauen Wolken auf und unter, schwächelte allerdings die Funktionalität des Kristalls eindeutig.
So konnten die Forscher erstmals die Zuverlässigkeit der Sonnensteine unter verschiedenen Sonnenständen und Wetterverhältnissen feststellen. Logischerweise will man nun wissen, ob die auftretenden Navigationsfehler besonders klein waren – denn letztendlich konnten die Wikinger sowohl Grönland als auch Nordamerika in knappen drei bis vier Wochen erreichen.