Die JachtVO-2020 – die Tiden im Mittelmeer – der FB 2
Die Jachtverordnung vom 8. Mai 2020 sollte ein Befreiungsschlag werden, sollte alte, bestehende Fehler im Bereich des IC eliminieren und andere Punkte, die in die Kritik der Fachwelt geraten waren, beseitigen. Bestehende Fehler zwangen zum schnellen Handeln.
Seit Mai ist die neue Jachtverordnung ausgegeben und prompt steht auch diese wieder in der Kritik. Kritiken, die schon beim Entstehen eingebracht worden sind, fanden keine Berücksichtigung und wollen auch auf Dauer nicht verstummen.
Einer der Kritikpunkte erfahrener Nautiker ist, dass teilweise Prüfungsinhalte vom Fahrtenbereich 2 auf die Fahrtenbereiche FB 3 und FB 4 verlagert wurden. Wodurch der FB 2 zwar abgespeckt wurde, dadurch aber zu einem Schein für Küstengewässer ohne erhebliche Tiden degradiert wurde und umgehend den Beinamen „Adria-Schein“ bekommen hat.
Für den FB 3 (bis zu 200 Seemeilen von der Küste bzw. von den Inseln) sind Fragestellungen zur Gezeitennavigation außerhalb der 20 Meilen kaum relevant. Außerdem stellt sich die Frage nach dem Tidenhub im Mittelmeer.
Ebbe und Flut im Mittelmeer
Es gibt sie im Mittelmeer, aber im Vergleich zu den Gezeiten an der Nordsee sind diese nur minimal. Der Meeresspiegel sinkt und steigt an den meisten Küsten nur um wenige Zentimeter. Am höchsten ist der Unterschied in Italien bei Venedig (100 cm), in Triest (120 cm) & bei der Stadt Gabès am Golf von Gabès (200 cm).
Der Mond entfaltet seine Anziehungskraft auch am Mittelmeer aber durch die Meerenge bei Gibraltar kann innerhalb so kurzer Zeit nicht genug Wasser fließen, dass der Meeresspiegel deutlich gesenkt werden kann wie an der Nordsee. Aus diesem Grund sind die Gezeiten im Mittelmeer nicht so ausgeprägt.