Die Ausbildung zur Schiffsführung auf See ist zweifellos von großer Bedeutung, um die Sicherheit von Jachten und ihrer Passagiere zu gewährleisten und haftungsrechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Doch die österreichische Ausbildung, die sich auf den FB1, FB2, FB3 und FB4 konzentriert, wirft einige kritische Fragen auf.
Mangel an Küstengewässern: Österreich verfügt über keine Küstengewässer, was bedeutet, dass der Erwerb österreichischer Befähigungsausweise für die selbstständige Führung von Jachten auf See nicht verpflichtend ist. Dies mag auf den ersten Blick vorteilhaft erscheinen, bedeutet jedoch nicht, dass das Führen von Jachten ohne Befähigungsausweis in den Hoheitsgewässern anderer Staaten gestattet ist. Es müssen die Vorschriften der jeweiligen Küstenstaaten beachtet werden.
Fehlendes internationales Abkommen: Es gibt kein internationales Abkommen für Befähigungsausweise in der Sport- und Vergnügungsschifffahrt auf See. Daher sind die Regelungen der Küstenstaaten maßgeblich. Dies führt zu einer gewissen Unsicherheit und Komplexität bei internationalen Segelreisen.
International anerkannte Zertifikate: Österreich ermöglicht österreichischen Staatsbürgern und Personen mit Hauptwohnsitz im Inland, Internationale Zertifikate für die Führung von Jachten zu erwerben. Diese Zertifikate werden von privaten Prüfungsorganisationen ausgestellt und von der Republik Österreich anerkannt. Dies führt jedoch zu Fragen bezüglich der Qualität und der Kriterien dieser privaten Organisationen.
Keine Ausbildung vor Ort: Da Österreich ein Binnenland ohne Anschluss an die offene See ist, stellt sich die Frage, wie die theoretische Ausbildung und Prüfungen vor Ort kontrolliert werden können. Die Auslagerung von Prüfungen nach Kroatien, Italien oder Spanien wirft Zweifel auf und kann dazu führen, dass österreichische Befähigungsausweise für Motor- und Segeljachten am Meer mit Skepsis betrachtet werden.
Eingeschränkte Fahrtenbereiche: Die verschiedenen FB1, FB2, FB3 und FB4 Befähigungsausweise sind auf bestimmte Fahrtenbereiche beschränkt und können die Bedürfnisse von Seglern, insbesondere von solchen, die internationale Gewässer befahren möchten, einschränken.
Nachtfahrten und Nachtansteuerungen: Die Anforderungen für Nachtfahrten und Nachtansteuerungen sind streng und erfordern aktive Teilnahme an den Geschehnissen. Dies kann die Prüfung und Erfahrungsnachweise komplex machen.
Insgesamt stellt sich die Frage, ob die österreichische Ausbildung zur Schiffsführung auf See den Anforderungen und Realitäten internationaler Segelreisen gerecht wird. Die Herausforderungen in Bezug auf die Anerkennung, Qualität der Ausbildung und die Durchführung von Prüfungen vor Ort werfen Zweifel auf und erfordern eine kritische Überprüfung und mögliche Anpassungen.