Was verbirgt sich hinter den Begriff Nautik?
Nautik ist die Wissenschaft und Lehre von der Führung eines Schiffes, von der Schifffahrt und ihren Hilfsmitteln, kurz die Schifffahrtskunde oder Steuermannskunst. Die Ausbildung zum Nautiker erfolgt bei der Marine oder an Seefahrt- oder Fachhochschulen. Für den privaten Bereich bildet den Grundstock in der theoretischen Ausbildung der Erwerb des Boat Skipper B mit UKW-See-Sprechfunk-Berechtigung.
Geschichte kurzgefasst
Die Geschichte der Schifffahrt beginnt sehr früh, möglicherweise in der Zeit 120.000 bis 60.000 Jahre v. Chr. – nachweisen lässt sich dies bisher nicht. Sicher belegt ist, dass 40.000 Jahre v. Chr. bei der Besiedlung Amerikas und Australiens Boote oder bootähnliche Fahrzeuge zum Einsatz gekommen sein müssen.
Die ersten Siedler Australiens müssen auf ihrer Wanderung ins Land eine etwa 100 Kilometer breite Wasserstraße überwunden haben. Dadurch werden sie als die erste Seefahrer bezeichnet.
In der Zeit um 7000 v. Chr. beginnen die Menschen erstmals, Wasserfahrzeuge für die Hohe See zu bauen. Es waren vermutlich Planken- oder größere Fellboote. Es gibt dafür erste Besiedlungsspuren auf Inseln im Mittelmeer und im Atlantik (Kanarischen Inseln).
Das wahrscheinlich älteste Schiffswrack – das bisher gefunden wurde – liegt in rund 2000 Metern Tiefe auf dem Grund des Schwarzen Meers. Forscher vermuten, dass das 23 Meter lange intakte Schiffswrack dort seit mehr als 2400 Jahren unberührt auf dem Meeresgrund liegt.
Handel bringt Wandel
Bedingt durch den ständig zunehmenden Handel zwischen Mesopotamien und den Mittelmeer-Ländern wurde um 3500 v. Chr. die ersten Küstenstädte gegründet. Die See-Handelswege führten nach Westen Richtung Ägäis und nach Süden in Richtung Ägypten.
Zur Navigation dienten auffallende Küstenpunkte und der Stand der Sonne. Mit Hilfe eines senkrechten Stabes und dessen Schattenwurf wurden die Himmelsrichtungen bestimmt. Zur Messung der jeweiligen Wassertiefe wurde ein Stein-Lot benutzt. Bei Nacht wurde auf der nördlichen Erdhalbkugel nach dem Großen Wagen navigiert.
Der erste Kompass
Den Überlieferungen folgend soll Kaiser Huangdi 2634 v. Chr. den ersten Kompass verwendet haben. Er bestand aus einem Stück Magneteisenstein, das auf einem Bambusbrettchen in einer Wasserschale schwamm und sich in die Nord-Süd-Richtung ausrichtete.
Chinesischen Navigatoren war der nasse Kompass bereits um die Jahrtausendwende kannten. Die Chinesen navigieren seit dem 11. Jahrhundert n. Chr. mit einer schwimmenden, nassen Kompassnadel, die Südweiser genannt wurde – auf einem chinesischen Kompass ist die Südrichtung als Hauptrichtung markiert.
Navigation und Hilfsmittel
In Nordeuropa überwand man um 1500 v. Chr. größere Strecken mit Ruderfahrzeugen auf offener See. In klaren Nächten wurde sich am Polarstern und tagsüber musste man Sicht haben auf Landmarken oder Berge der Küste.
Um 280 v. Chr. wurde der erste bekannte Leuchtturm, der Pharos von Alexandria, fertiggestellt und war eines der sieben Weltwunder.
Der erste Hinweis für eine Hochseeschifffahrt, die sich nach dem Sternenstand orientierte befand sich
in einem Bericht über Astronomie in China 200 n. Chr., der Sterne aufzählte und auch erwähnt, dass Seeleute zur Navigation einige große Sterne beobachten.
Die erste genauere Beschreibung von Seerouten war die „Stadiasmus maris magni“, darin wurde um 400 n. Chr. die Küsten, Häfen und Ansteuerungspunkte beschrieben und enthielten bereits Entfernungsangaben in Tagesleistungen bei durchschnittlichen Segel- und Ruderfahrten.
Um 1150 wurde in Venedig der Campanile di San Marco mit ca. 98 Metern Höhe errichtet. Der Turm ist gleichzeitig Ansteuerungspunkt der Schiffe. Bei Tage glänzt seine vergoldete Spitze, bei Nacht leuchtet oben ein Licht und dient als Leuchtturm.
Um 1500 ermöglichten die Einführung des Astrolabiums und des Jakobstabs die astronomischen Berechnungen der Breite eines Ortes auf See. Das Wiederfinden einmal entdeckter Inseln und bei Meeresüberquerungen der Küste wurde möglich.
1764 lösten die Erfindung des Sextanten und des Schiffschronometers das Problem der Ortsbestimmung auf See einigermaßen, es wurde möglich, die geographischen Koordinaten eines Orts zu bestimmt.
Nautische Instrumente
Nautische Instrumente sind alle zur Schifffahrt erforderlichen Instrumente. Sie dienen der Bestimmung des geographischen Standortes von Schiffen, der Wetterbeobachtung, der Tiefen-, Zeit- und Fahrtmessung.
Die Entwicklung der Übersee-Schifffahrt steht im engen Zusammenhang mit der Erfindung und Verbesserung nautischer Instrumente. Vor der Erfindung des Kompasses gab es nur vereinzelt Fahrten auf der Hohen See. Die Seefahrt fand fast ausschließlich im Küstenbereich statt. Die Küstenfahrten aber forderten große Vorsicht. So war schon seit dem Altertum das Lot zum Messen der Wassertiefe im Einsatz.
In Europa war die Richtkraft der Magnetnadel bis zum 12. Jh. Unbekannt. Doch die Anziehungskraft des Magneten war schon im Altertum bekannt. Erst die Verwendung der Magnetnadel im Schiffskompass ermöglicht, dass die Schiffe fortan genau ihre Kurse steuern und die Ortsveränderung bestimmen können. Der eigentliche Schiffskompass, bei dem die Magnetnadel an der drehbaren Strichrose befestigt war, stammt aus dem Anfang des 14. Jh. Er war mit dem Schiffskörper durch ein Gehäuse verbunden, so dass bei jeder Drehung des Schiffes der Steuerstrich im Kompassgehäuse mit einem andern Striche der Strichrose übereinstimmte, weil der Nordpunkt der Strichrose, mit der unter und mit ihr drehbaren Magnetnadel stets nach dem magnetischen Nordpol ausgerichtet war. Die Winkelgröße, um die das Schiff sich um die Kompassrose drehte, konnte fortan genau gemessen werden. Der Kompass gewährte die Mittel, genau eine bestimmte Richtung auf offener See auch bei Nacht und Nebel innezuhalten, gewährte aber auch ein wichtiges Hilfsmittel zur Herstellung der ersten Seekarten. Da anfangs die Entfernungen zwischen Abfahrts- und Ankunftspunkt nur geschätzt werden konnten.
Lot (Schifffahrt)
Das Lot ist ein Gerät zur Wassertiefen-Messung der. Das klassische Handlot besteht aus einer Lotleine und einem Gewicht am Ende. Das moderne Echolot misst mittels Schallwellen die Wassertiefe elektronisch.
Kompass
Der Kompass ist ein Instrument zur Anzeige von Nord- und Südpol der Erde und daraus abgeleitet die anderen Himmelsrichtungen. In seiner einfachen Form besteht ein Kompass aus einer frei beweglichen Nadel, die aus einem magnetischen Material besteht.
Sextant
Ein Sextant (Spiegelsextant) ist ein nautisches, optisches Messinstrument, mit dem man den Winkel zwischen den Blickrichtungen zu weiter entfernten Objekten bestimmen kann, insbesondere den Winkelabstand eines Gestirns vom Horizont. Er wird hauptsächlich zur Höhenwinkel-Messung von Sonne und Sternen für die astronomische Navigation auf See verwendet.
Quadrant
Ein Quadrant ist ein historisches astronomisches Instrument, mit dem die Höhenwinkel und Positionen von Gestirnen ermittelt wurden.
Oktant
Der Oktant ist ein nautisches Gerät zur Messung von Winkeln. Sein Name bezieht sich auf den Umfang der angebrachten Skala von 45° (ein Achtel-Kreis). Der Messumfang beträgt aber wegen der Spiegelung im Strahlengang das Doppelte (nämlich 90°). Entsprechend ist die Skala eingeteilt.
Da der Oktant nur Winkel bis zu 90° messen kann, wurde er im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert durch den Sextanten verdrängt.
Stundenglas (Sandglas)
Eine Sanduhr (auch: Stundenglas) ist ein einfaches – etwa seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekanntes – Zeitmessgerät. Das Stundenglas auf einem Schiff wird so aufgehängt, dass Schiffsbewegungen und Neigung die Genauigkeit der Zeitmessung – so wenig wie möglich beeinträchtigt.
Neben dem Chronometer war die Sanduhr ein wichtiges Instrument für die Zeitmessung in der Seefahrt. Ein klassisches Maß sind die 30 Minuten der Glasenuhr der Seeleute. Vier Stunden (acht Glasen) war die übliche Dienstdauer einer Wache.
Längenuhr
Unter dem kaum noch geläufigen Begriff „Längenuhr“ versteht man eine Schiffsuhr, die bei der ozeanischen Seefahrt genutzt wurden. Eine präzise Uhr war hier zur Bestimmung der aktuellen Position unabdingbar. Durch das Einstellen der Längenuhr (Chronometer, Schiffschronometer oder Borduhr) auf die Zeit in London konnte man in Kombination mit dem Stand der Sonne in kürzester Zeit die aktuelle Zeitzone und damit die ungefähre Position des Schiffs auf See bestimmen. Die großen, meist fest verbauten Längenuhren waren mit mechanischen Werken mit Handaufzug ausgestattet und verfügten über eine Gangreserve von mehreren Tagen.
Astrolabium
Ein Astrolabium ist ein scheibenförmiges astronomisches Rechen- und Messinstrument. Mit ihm kann man den sich drehenden Himmel nachbilden und Berechnungen von Sternpositionen vornehmen.
Jakobsstab
Ein Jakobsstab auch Gradstock oder Kreuzstab, ist ein früheres astronomisches Instrument zur Winkelmessung und zur mittelbaren Streckenmessung. Der Jakobsstab war in der Nautik der Vorläufer des Sextanten.