AC Nautik
Wer hat an der Uhr gedreht – ist es wirklich schon zu spät?
Nun ist sie wieder da und mit ihr die alte Problemstellung: Sommerzeit „Ja“ oder „Nein“, das wird wohl noch auf Jahre die Gretchenfrage sein. Eigentlich wollte die Europäische Union, aber was wollte die nicht schon alles verwirklichen? … und scheiterte schlussendlich an der hausgemachten Falle – der Einstimmigkeit. 27 mehr oder weniger national getrimmte Länder unter einen Hut zu bringen, gelingt eigentlich nur noch, bedingt, wenn es um Geld geht. Getreu dem Motto: „Jedem das Seine aber mir das Meiste“. Oder es wird um eigentlich Belangloses gestritten.
Sommerzeit
Als Sommerzeit wird, die gegenüber der geltenden Zonenzeit meist um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit bezeichnet, die während eines bestimmten Zeitraums im Sommerhalbjahr als gesetzliche Zeit dient. Eine solche Regelung wird fast nur in Ländern der gemäßigten Zonen angewandt.
Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr MEZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt wird. Sie endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3:00 Uhr MESZ, indem die Stundenzählung um eine Stunde von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt wird.
Die Farce einer versuchten Begründung
Mit der Begründung des Energiesparens die Sommerzeit einzuführen, hatte sich in der Realität als höchst fragwürdig erwiesen. Schätzungen hatten ergeben, dass mit Einführung der Sommerzeit nur etwa 2 Promille an Energie eingespart werden könnten, zu wenig, um die Belastungen der Bauern und anderer Interessengruppen durch die Zeitumstellung zu rechtfertigen. Trotzdem wurde die Sommerzeit in allen mitteleuropäischen Staaten 1981 eingeführt, diesmal war es eine Maßnahme auf dem Weg zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes. Es galt die Sommerzeit vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im September. Die heute gültige Regel wurde 1996 eingeführt.
Sollte es sich so darstellen, dass eine einheitliche Zeitregelung der Dreh- und Angelpunkt der europäischen Einheit ist, wäre es sicher besser, Europa begibt sich in den Winterschlaf und verpennt das erträumte Vereinigte Europa.
Europas Einheit bemerkenswert
Es sollte zum Fakt werden: am 26. März 2019 stimmten 410 Abgeordnete des EU-Parlaments für die Abschaffung der Zeitumstellungen, 192 dagegen. Die letztmalige Umstellung sollte demnach im Jahr 2021 erfolgen. Die Mitgliedsstaaten können dann selbst entscheiden, ob sie dauerhaft die Normalzeit oder die bisherige Sommerzeit beibehalten wollen.
Doch die einzelnen Staaten tun sich mit der Abschaffung der Sommerzeit schwer. Für sie ist die Zeitumstellung (ausgenommen Deutschland und Österreich) kein Thema. Viele Regierungen sehen bereits einen Flickenteppich von verschiedenen Zeitzonen. Sie fordern eine genauere Folgenabschätzung. Die Beneluxstaaten wollen ihr weiteres Vorgehen abstimmen und erwägen eine gemeinsame Volksbefragung.
Zeitzonenwechsel
Wann, ob und wie überhaupt eine Einigung erzielt werden kann, war auch im Oktober 2019 weitgehend unklar. Viele Länder haben bislang keine eindeutige Position bezogen haben, welche Zeit bei ihnen in der Zukunft gelten soll. Bei einer Aufgabe der bisherigen Kompromissregelung wird eine Veränderung der heutigen Zeitzoneneinteilung mittlerweile als zwangsläufig erachtet, weil sich sonst insbesondere an den Rändern der großen mitteleuropäischen Zone die Tageslichtphasen zu drastisch verändern würden. Würde
heißen, dass Spanien wie bereits Portugal die WEZ annimmt und Polen wie bisher die Baltischen Staaten und Finnland zur OEZ wechselt. Derzeit noch ungewiss ist, ob die französische Regierung dem Votum einer Bürgerbefragung folgen wird, die von der Nationalversammlung im Februar 2019 initiiert wurde und 59 % der mehr als 2 Millionen Teilnehmer für eine dauerhafte Sommerzeit stimmten.
Spanien ist in der falschen Zeitzone
Spanien müsste eigentlich – übrigens auch Frankreich, Belgien und die Niederlande – derselben Zeitzone (WEZ) angehören wie Portugal, Großbritannien und Irland. Dass dem nicht so ist, hat politisch-kriegerische Gründe. In Frankreich und den Niederlanden war es die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg, die die mitteleuropäische Zeit für das Land festlegte. In Spanien hatte Franco 1942 die Angleichung an die deutsche und italienische Zeit verfügt.